Rückblick auf ein intensives Projektjahr

Wie so vieles lief auch unser Projekt dieses Jahr anders als erwartet: Normalerweise sind die Sommermonate mit den langen Schulferien und den Urlaubsreisen eher ruhig, besonders dann, wenn es um die Zusammenarbeit mit ehrenamtlich Tätigen geht. Ab Herbst startet dann meist wieder eine intensive Phase, in der Workshops und Treffen stattfinden – nicht so in diesem Jahr. Nach einem intensiven Projektsommer mit vielen persönlichen Begegnungen, einem regen Basteln an Ideen und Ausgestalten von Plänen in unseren ersten Workshops sowie einigen Netzwerktreffen, startet die Herbst- und Wintersaison, für die wir uns ein paar neue Dinge einfallen lassen mussten, damit es auch mit unserem Projekt weitergehen kann.

Nachdem unser Projektteam im Frühjahr die sechs islamischen Gemeinden in Sachsen kennenlernen konnte und sich einen ersten Überblick über bisherige Angebote, Tätigkeiten und ausstehende Bedarfe und Wünsche machen konnte, ging es gleich auch schon los mit der Arbeit. Die Moscheegemeinden sind bereits in vielen Bereichen der Sozialen Arbeit mit eigenen Angeboten tätig. Durch ihren guten Zugang insbesondere zu muslimischen Geflüchteten, die seit 2015 in Sachsen angekommen sind, kümmern sie sich um deren Ankommen und unterstützen sie in der ersten Phase des Einlebens. Sie beraten zu behördlichen Fragen, übersetzen Briefe von Ämtern und leisten oftmals auch seelischen Beistand in schwierigen Situationen. Diese Aufgaben übernehmen meist Einzelne „nebenbei“. Einige Gemeinden boten in der Vergangenheit auch Deutschunterricht in ihren Räumlichkeiten an. Ein Angebot, das jedoch aufgrund mangelnder Finanzierung wiedereingestellt werden musste. Zwei Moscheegemeinden betreiben in ihren Räumen eine Schule, die Arabisch- und Religionsunterricht anbietet. Die Möglichkeit, die Sprache der Eltern zu lernen und dabei Kontakt zu anderen Kindern in einer ähnlichen Situation zu haben, ist für die Kinder und Jugendlichen von besonderer Bedeutung. Was die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen jedoch zeigten: Die bisherigen Angebote der Gemeinden stehen auf einem wackligen Fundament. Oftmals gibt es keine finanzielle Grundlage und digitale Infrastruktur, sodass viele der Angebote mit den Kontakteinschränkungen ersatzlos wegfielen.

Diese nicht ganz idealen Bedingungen machten den Projektstart nicht unbedingt leicht, dafür zeigten sie jedoch einmal mehr die Bedeutung des Projekts auf und wie wichtig es ist, die Strukturen islamischer Gemeinden in Sachsen zu stärken. In persönlichen Einzelgesprächen haben die Projektmitarbeiter*innen während der Sommermonate geklärt, welche Maßnahmen für die jeweiligen Gemeinden sinnvoll sind. Gemeinsam wurden dann erste Projektideen ausgearbeitet, die für die Gemeinden die größte Priorität hatten. Eine Gemeinde in Chemnitz möchte etwa ihren Schwerpunkt auf die Kinder- und Jugendarbeit legen, hat jedoch bislang hierfür die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen nicht aufbringen können. Gemeinsam mit dem Projektteam wurden hier konkrete Vorhaben wie ein Spielraum für Kinder und ein Jugendtreff entwickelt. Zwei Workshops haben den Ehrenamtlichen der Gemeinde dafür wichtige Kenntnisse und Einblicke in den Bereichen Projektentwicklung, Finanzierung und Antragstellung gewährt. Die Motivation ist hoch, auch eine Ausbildung zum Jugendleiter zu absolvieren, um auch die inhaltliche Qualifizierung sicherzustellen.

Eine weitere Gemeinde in Dresden hat sich dazu entschlossen, aufgrund der Pandemie ihre Räumlichkeiten vorerst zu schließen. Dennoch hat sich hier eine aktive Frauengruppe gefunden, die ab dem kommenden Jahr auf alternative Räumlichkeiten in ihrem Stadtteil ausweichen kann. Die Gruppe organisiert sich mit der Unterstützung unseres Projekts weitestgehend selbst. Nach einem ersten Workshop zum gemeinsamen Austausch und zur Ideenfindung hat sich der Wunsch gefestigt, einen ehrenamtlichen Deutsch-Konversationskurs aufzubauen, der die Frauen im Sprechen sicherer machen soll. Zudem möchte die Gruppe einmal monatlich unterschiedliche Aktivitäten und Workshops anbieten, um ihre Nachbarschaft aktiv mitzugestalten. Unser Projektteam steht den Frauen mit Rat und Tat zur Seite, wie sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können. Eine möglichst enge Einbindung besonders Engagierter in die Prozesse und Abläufe, die für die Realisierung des Frauentreffs notwendig sind, soll gewährleisten, dass diese keine „Blackbox“ bleiben, sondern transparent und nachvollziehbar werden.

Obwohl der Start für dieses Jahr etwas schwierig war, konnten wir also doch eine Menge erreichen! Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit den Projektteilnehmer*innen und sind gespannt, wie es im nächsten Jahr weitergeht.

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