Hoda Ziat spricht über humanistischen Islam beim Friedensfest der Kinder Abrahams in Dresden

In diesem Jahr hatte die Soziale Dienste und Jugendhilfe gGmbH (kurz: SDuJ) die Ehre, dass ihre Mitarbeiterin Hoda Ziat (Islamische Wohlfahrtspflege, Wir sind Paten) die Festrede für den Islam beim Friedensfest der Kinder Abrahams im Plenarsaal der Stadt Dresden übernommen hat. Unter dem Motto des diesjährigen Friedensfestes Zuerst Mensch zeigte sie anhand von Versen aus dem Koran die humanistische Grundlage des muslimischen Glaubens auf und äußerte ihr Unverständnis gegenüber Menschen, die das Leben jedes Einzelnen nicht wertschätzen und schützen. Ziat fügt dazu an: „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit kleinen Beiträgen für den Frieden einen Schritt näher zu einer besseren Gesellschaft und Akzeptanz zwischen den Mitmenschen kommen können.“

Es ist in Dresden zu einer kleinen Tradition mit symbolischer Strahlkraft geworden, dass die drei abrahamitischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam einmal im Jahr ein gemeinsames Friedensfest feiern. Abrahamitisch deshalb, weil Abraham in allen drei Religionen eine Vaterrolle einnimmt. Diese Gemeinsamkeit begründet zugleich den Leitgedanken der Feier: sich auf das Verbindende konzentrieren – nicht nur durch die Rückbesinnung auf eine gemeinsame theologische Geschichte, sondern vor allem in der aktiven Gestaltung des Hier und Jetzt. Der stellvertretende Leiter des SDuJ-Projekts Islamische Wohlfahrtspflege, Vincent Oley, meint dazu: „Es ist leider offensichtlich, dass das Versöhnliche im weltpolitischen und kulturellen Geschehen unserer Tage allzu oft in den Hintergrund tritt. Umso wichtiger ist die humanistische Botschaft, die dieses gemeinsame Fest verbreitet.“

Nachdem die Religionsgemeinschaften mit künstlerischen Beiträgen und klugen Reden Brücken zueinander geschlagen hatten, fand der Infomarkt statt. Hier hatten alle Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in ungezwungener Atmosphäre zu vernetzen und die aktuellen Projekte und Angebote der anwesenden Personen und Institutionen kennenzulernen. Dabei konnte die SDuJ, angeregt durch das Gemeinschaftsgefühl an diesem Abend, neue Pläne für vielversprechende Kooperationsprojekte schmieden.

Im Folgenden das Transkript des Redebeitrags von Hoda Ziat beim Friedensfest der Kinder Abrahams in Dresden:

„Zuerst Mensch – Unsere Verantwortung für den Frieden“

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste,

Es ist mir eine große Freude, Sie alle heute im Namen vom Projekt islamische Wohlfahrtspflege begrüßen zu dürfen, um mit Ihnen über unsere Verantwortung für den Frieden zu sprechen. Der Frieden stellt ein übergeordnetes Ziel dar, das die gesamte Gesellschaft betrifft. Aus diesem Grund sind wir heute in diesem Saal versammelt, um zu betonen, dass unsere menschlichen Werte uns dazu drängen, friedlich zu leben, andere zu respektieren, die Vielfalt zu akzeptieren und andere zu schützen. Dies dient den Zielen, nämlich einer Gesellschaft frei von Gewalt und Hass, einer solidarischen Gesellschaft und auch der Übernahme von Verantwortung für den ersehnten Frieden, den viele vermisst haben.

Geschwister, die zusammen in einem Haus leben und sogar, wenn sie von dem gleichen Vater und der Mutter stammen, haben oft ganz unterschiedliche Vorstellungen, was Spiele, Meinungen und Wünsche angeht. Aber sie teilen alles: Essen, Kleidung, Schlafplatz. Sie helfen sich gegenseitig und am Ende des Tages versammeln sie sich in einem Zimmer und manchmal sogar in einem Bett und vergessen ihre Differenzen und haben abendliche Gespräche, also müssen wir die Moral der Kinder haben und unsere Verantwortung in unserer Gemeinschaft übernehmen. Von Kindern können wir lernen, wie man alles teilt – Ressourcen, Arbeitsplätze, Geschäfte und Verkehrsmittel. Wir lernen, wie man die Nachbarschaft, die Stadt und das Land teilt, in dem wir leben. Der Prophet sagte: „Derjenige wird nicht ins Paradies eintreten, dessen Nachbar nicht sicher ist vor seiner Bosheit.“ So können wir uns alle sicher fühlen und einander beistehen, wenn wir Liebe brauchen. Wir lernen von Kindern, dass es einfach sein kann, andere zu akzeptieren, wenn wir Vorurteile abbauen.

Der erste Teil des Titels des Friedensfests dieses Jahr lautet „Zuerst Mensch“. Dies ist von großer Bedeutung, denn der Zweck aller Gesetze und Religionen ist es, die Würde des Menschen zu wahren und die Sicherheit zwischen den Menschen zu garantieren, um ihr Leben zu schützen und ein friedliches Zusammenleben zu fördern.

Wenn ich die Verse im Koran lese, in denen Allah uns Menschen ehrt, wie zum Beispiel der Vers: „Und Wir haben ja die Kinder Adams geehrt“ (Sure 17:70), oder den Vers 72 in Sure 38, in dem Allah den Engeln befiehlt, sich vor Adam niederzuwerfen, nachdem er ihm seinen Geist eingehaucht hat, dann wird mir bewusst, wie groß die Ehre ist, die Allah den Menschen zuteilwerden lässt. Wir Menschen
haben eine besondere Stellung, unsere Seele ist von der Allah-Seele. Niemand hat das Recht, diese Seele zu nehmen. Deshalb frage ich mich, wie man andere verletzen kann und wie kann man anderen Schaden zufügen, obwohl Allah uns so viel Wert gibt?

Frieden ist die Verbindung, die unsere Herzen zueinander aufmacht und uns dazu bringt, einander als Mitmenschen zu sehen. Wir sollten uns immer vor Augen halten, dass Frieden nur möglich ist, wenn wir uns auf das konzentrieren, was uns alle verbindet, und nicht auf das, was uns trennt. Ein freundliches Wort, ein Lächeln, eine kleine Hilfe – das kann der Anfang von etwas Großem sein. Der Prophet sagte: “Der Muslim ist derjenige, vor dessen Hand und Zunge die Menschen sicher sind.

Anschließend wollen wir uns Mühe geben, im Alltag Friedensstifter zu sein. Denn wir alle können dazu beitragen, dass unsere Taten und Worte eine Botschaft des Friedens und der Liebe für alle sind.

Vielen Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Dresden 2.10.2024

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