Was ist die Islamische Wohlfahrtspflege?
Eines unserer Modellprojekte. Es hat zum Ziel sechs Moscheegemeinden in Sachsen, genauer: in Riesa, Chemnitz und Dresden, im Bereich der Sozialen Arbeit zu unterstützen, sodass diese hier weitere Kompetenzen erlangen. Die Hauptidee dabei: Den Moscheegemeinden zu helfen ihre Angebote auszubauen und natürlich neue zu schaffen. Bei alldem und darüber hinaus steht unser Team den Gemeinden mit Rat und Tat zur Seite, wobei wir auf einen engen Austausch mit den Gemeinden achten. Denn um gut mit ihnen arbeiten zu können, gilt es herauszufinden, welche Bedürfnisse jede einzelne Gemeinde hat und welche Angebote sie gerne umsetzen wollen bzw. welche Ziele sie haben. Unser Team berät sie also von Beginn an: Von der Idee und der Prüfung der Umsetzbarkeit bis zur tatsächlichen Implementierung des neuen Angebotes, aber auch bei Themen dem Finden von neuen Ehrenamtlichen und dem allgemeinen Strukturaufbau in der Gemeinde.
Das Projekt gibt es übrigens bereits seit Mai 2018 und wird seit 2020 von einem neuen Team umgesetzt, doch das ist nicht die einzige Neuerung im Jahr 2020. Denn das Projekt ist auch vom Umfang her gewachsen, so dass mittlerweile sechs Moscheegemeinden betreut werden, begonnen haben wir 2018 mit drei.
Aus wem besteht das Team?
Das Team besteht aus drei Leuten: Tamara, Alaa und Norbert. Tamara, die Projektleiterin, und Norbert, der stellvertretende Projektleiter, besuchen die Gemeinden, auch um eine Brücke zwischen den Moscheegemeinden zu bauen und eine nachhaltige Kommunikation zwischen diesen zu etablieren. Aber das ist nur ein Teil ihrer Arbeit. Tamaras und Norberts Aufgabe ist vor allem herauszufinden, was die Gemeinden an Wissen und Kenntnissen benötigen, damit sie ihre Angebote verbessern können oder neue Angebote schaffen können und anschließend muss das noch fehlende Wissen den Gemeindemitgliedern natürlich vermittelt werden. Dabei richtet sicher unser Angebot immer nach den Gegebenheiten vor Ort, wodurch die Themen, mit denen das Projektteam sich beschäftigt, je Moscheegemeinde sehr unterschiedlich sind, sie müssen also eine große Bandbreite abdecken. So beschäftigt sich Norbert beispielsweise gerade damit, wie Ehrenamtliche als muslimische Seelsorger*innen qualifiziert werden können und welche Optionen es zurzeit für Ausbildungen in dem Bereich in Deutschland gibt, währenddessen Tamara sich mit konzeptionellen und inhaltlichen Fragen beschäftigt. Gerade fokussiert sich auf die Konzipierung von Workshops. Einige der Themen sind: Die Projektarbeit im Ehrenamt oder auch Projekte als Möglichkeit das Engagement zu strukturieren und langfristig zu sichern.
Komplettiert wird das Team durch Alaa. Als Muslima hat sie eine andere Perspektive auf die Moscheegemeinden und kann in diesem Rahmen ihre Expertise zur Verfügung stellen. Momentan ist sie beispielsweise mit einer Art Wissenstransfer beschäftigt. Konkret: Sie ist dafür verantwortlich Informationen über die Arten von Wohlfahrtspflege in den Ländern der arabischen Welt zu sammeln, sodass das Team genauer weiß, welche Kenntnisse im Bereich Wohlfahrtspflege die Leute schon aus ihrer Heimat haben, um gegebenenfalls Gemeinsamkeiten zwischen den Systemen und Kulturen zu identifizieren, sodass auf diesen Kenntnissen aufgebaut werden kann. Denn in den Moscheegemeinden sind sehr viele neu nach Deutschland gekommene, weswegen mit dem Projekt nicht zuletzt ein großer Beitrag zur Integration geleistet wird.
Was wurde im Jahr 2020 bisher erreicht?
Obgleich das neue Team erst im Februar richtig loslegen konnte, hat es schon viel Wichtiges geleistet! Sie haben sich bisher nicht nur mit allen sechs Gemeinden getroffen und sie kennengelernt, sondern auch ihre Bedürfnisse analysiert, so dass sie jetzt einen Überblick über ihre Angebote und Wünsche haben und einen ersten Vorschlag an Themen ausarbeiten konnten, wie die Gemeinden bzw. deren Mitgliedern weitergebildet werden können, sodass sie ihre Bedarfe langfristig selbst befriedigen können.
Das Schöne daran: Nicht nur für die Moscheegemeinden wurden die Vorteile des Projektes schon deutlich, sondern auch für unser Team. Denn auch sie haben schon viel Neues gelernt, nicht nur über die Moscheen, sondern auch über die wichtige Arbeit und das Engagement der Ehrenamtlichen dort. So hat Tamara berichtet, dass sie vor dem Projekt schon ab und zu – wenn auch selten – in Moscheegemeinden war, aber dass sie nun – eben aufgrund ihrer vielen Besuchen in Gemeinden – einen viel besseren Eindruck hat und ihnen so noch besser helfen kann. Besonders schön: Die Moscheegemeinden haben sie, wie auch das restliche Projektteam, mit offenen Armen empfangen.
Doch die Arbeit macht nicht nur Spaß, sondern ist auch herausfordernd. Denn die Schwierigkeiten, die mit einem solchen Projekt wie der Islamischen Wohlfahrtspflege Hand in Hand gehen, sind nicht zu unterschätzen. Die unterschiedliche Struktur von Moscheen im Vergleich zu Kirchen erschwert die Arbeit und das Organisieren von Veranstaltungen, so dass viel Zeit darin investiert werden muss, um den Erfolg des Projektes zu gewährleisten, denn der exakte Projektverlauf muss je nach Moscheegemeinde angepasst werden, da die Struktur auch je Moscheegemeinde eine andere ist.
Was bringt die Zukunft?
Da die Islamische Wohlfahrtspflege – gerade auch wegen den neu hinzugekommenen Moscheegemeinden – immer noch in den „Kinderschuhen“ befindet, gibt es noch viel bisher ungenutztes Potential in den Gemeinden und somit Spielraum zur Verbesserung. Dabei wollen die Moscheegemeinden sich auch weiterentwickeln, jedoch fehlt es oftmals an der nötigen Zeit, denn meistens sind die Verantwortlichen nur ehrenamtlich tätig. Doch Zeit dafür hat glücklicherweise unser Projektteam. Denn sie gehen den Moscheegemeinden stets zur Hand, ganz im Sinne des „Learning by doing“.
Als nächstes steht die Vernetzung der sechs Moscheegemeinden an. Sie sollen im Rahmen einer Veranstaltung zusammengebracht werden. Anlass sollte das Fastenbrechen im Ramadan sein, jedoch weiß auch das Team noch nicht, ob die Veranstaltung wie geplant stattfinden kann. Denn auch die Projektarbeit wird selbstredend von der Ausbreitung von Covid-19 beeinträchtigt. So ist aber jetzt umso mehr Zeit Angebote bzw. den langfristigen Projektverlauf zu planen. Denn die Bedarfe sind ermittelt und nun gilt es die Angebote zur Befriedigung dieser Bedarfe passgenau für jede Moscheegemeinde zu entwickeln. Etwas, was zunächst auch vom Home-Office aus funktioniert. Doch natürlich kann unser Projektteam eines schon jetzt nicht mehr erwarten: Wieder gemeinsam mit den Moscheegemeinden vor Ort zu arbeiten.