Projektfazit „Für mich, uns und alle“ in Dresden

Nachdem das Projekt Für mich, uns und alle bereits in Leipzig gezeigt hat, wie viel Potential in der lokalen muslimischen Community schlummert und was diese alles auf die Beine stellen kann, können wir jetzt auch in Dresden von einem gelungenen Projekt sprechen.

Möglich wurde die Umsetzung durch die Cellex Foundation – Die Stiftung, die das Projekt dankenswerter Weise gefördert hat. In Dresden hatte Khurshedai Homid die Projektleitung inne. Sie stand den Teilnehmerinnen über die gesamte Projektlaufzeit mit Rat und Tat zu Seite und hatte immer ein offenes Ohr für sie. Sie plante und begleitete die Auftaktworkshops und half, wo auch immer Hilfe gebraucht wurde. Wie wirksam die Hilfe war verdeutlicht die bloße Anzahl der in den fünf Monaten entstandenen Projekte. Es sind nämlich sieben Projekte. Das Ziel waren vier.

Die Bandbreite der entstandenen Projekte ist groß: Eines kümmert sich um Kleiderspenden, eins organisiert kurzfristige Kinderbetreuungen und ein anderes regelmäßige Vorlesenachmittag für Kinder. Aber auch ein Online-Kochkurs und eine Hilfe für Migrantinnen zu Fragen rund um Jobs und Bewerbungen sowie ein Sportkurs für Frauen zählen zu den entstandenen Projekten.

In einem Gespräch erzählte Khurshedai uns von ihrer Arbeit, was ihr Spaß gemacht hat, aber auch auf welche Hürden sie gestoßen ist und wie es mit den einzelnen Projekten weitergehen wird.

„Was waren deine Aufgaben im Projekt Für mich, uns und alle?“

„Ich war die Leiterin des Projekts Für mich, uns und alle in Dresden. Ich habe die Frauen unterstützt und Anregungen gegeben. Ich habe sie in den einzelnen Schritten ihrer Projekte begleitet und für sie übersetzt, wenn es sprachliche Schwierigkeiten gab. Ich habe auch die Workshops organisiert, in denen den Frauen die Grundlagen zum Projektmanagement erklärt wurden.“

„Was hat dir an der Arbeit besonders gut gefallen? Woran hattest du Spaß?“

„Die Arbeit hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht. Ich bin selbst erst seit drei Jahren in Deutschland und am Anfang ist es schwierig mit der neuen Sprache, dem Land und den Leuten. Ich habe mich selbst ehrenamtlich engagiert und wollte diese Erfahrung weitergeben. Die Frauen sind am Anfang oft unsicher und vorsichtig. Ich wollte ihnen Sicherheit bieten und es ihnen möglich machen Kontakte zu knüpfen. Es war schön zu sehen, dass die Frauen sich engagieren und Neues lernen, sich weiterentwickeln. Kern des Projekts ist ja, das Potential der Frauen zu nutzen und ihnen eine Chance zu geben, damit sie ihre Ideen umsetzen können. Ich habe also gefragt: „Was willst du machen? Was ist dein Wunsch? Wo liegen deine Talente?“ Zu sehen, wie sie miteinander arbeiten und ihre Projekte umsetzen hat mir viel Spaß gemacht.“

Wir haben natürlich auch über Hürden und Probleme gesprochen, die während des Projekts aufkamen. Khurshedai antwortete ganz offen und ehrlich:

„Eine Herausforderung war auf jeden Fall, dass jede der Frauen mehrere Kinder hat, was die Treffen erschwert hat. Wenn ich die Frauen eingeladen habe, musste ich auch für eine Kinderbetreuung sorgen. Das haben wir dann gemeinsam gleich als Projekt aufgenommen. Die Kinderbetreuung hat sich also ganz natürlich ergeben, weil der Bedarf dafür da war.“

Als weitere Herausforderung gab Khurshedai die Corona-Krise an. Trotz der Einschränkungen und dem geänderten Projektstart konnten viele Projektideen identifiziert und letztendlich umgesetzt werden. „Wir haben das Beste daraus gemacht und die Projekte so gestaltet, dass keine der Teilnehmerinnen einem Risiko ausgesetzt war. Wir haben Abstand gehalten und sind nach draußen in den Park gegangen anstatt uns im Büro zu treffen“, erklärte Khurshedai dazu. Mit etwas Wehmut setzte sie hinzu, dass ohne die eingeschränkten Möglichkeiten durch Corona wahrscheinlich mehr Menschen an den einzelnen Projekten teilgenommen und sich eingebracht hätten.

Doch es gab nicht nur Hürden, sondern auch schöne Momente und Überraschungen. Khurshedai berichtete, dass auch die Ehemänner der am Projekt beteiligten Frauen sich nach und nach einbrachten und ihre Frauen in ihrer Arbeit unterstützen, beispielsweise halfen sie beim Aufbau und der Bedienung der Technik für die Online-Angebote.

Ziel des Projekts Für mich, uns und alle war auch die im Stadtbezirk lebenden Menschen mit den entstandenen Projekten zu erreichen. Auch hier war Corona hinderlich, aber kein K.O.-Schlag. Besonders das Projekt „Open Air reading for kids“ wurde von der Nachbarschaft gut angenommen und genutzt. Es soll auch im Herbst und Winter weitergeführt werden: „Wir suchen nach Lösungen, damit wir die Projekte auch in der kälteren Jahreszeit umzusetzen können. Es ist ein Ausflug in eine Apfelsaftfabrik geplant. Im Winter wollen wir auf den Weihnachtsmarkt und Geschichten zu diesem Thema vorlesen.“ Auch das Projekt „Gib Gutes weiter“, in dem Kleiderspenden gesammelt und weitergegeben werden, hat sich bewährt und wird auf jeden Fall weitergeführt. Hierfür wurde bereits Kontakt zu ehrenamtlichen Initiativen hergestellt, die ebenfalls im Feld Kleiderspenden tätig sind und das Projekt anbinden werden.

Bei der letzten Frage musste Khurshedai einen Moment überlegen, antwortete dann aber begeistert:

„Was hast du persönlich aus der Arbeit im Projekt Für mich, uns und alle mitgenommen?“

„Am Anfang waren die Frauen sehr skeptisch ob ihre Projekte laufen werden oder nicht. Am Ende haben sie mehr gemacht und geleistet als sie selbst erwartet hatten. Sie haben mehr Selbstbewusstsein erlangt und haben festgestellt, dass sie Teil der Gemeinschaft in ihrem Viertel sind und etwas für die Gesellschaft tun können. Sie haben erkannt, dass sie keine parallele Gemeinschaft sind. Diese Entwicklung zu sehen hat mir sehr gut gefallen und mir gezeigt, wie wichtig dieses Projekt ist.“

Trotz der teils eingeschränkten Möglichkeiten aufgrund der Covid-19 Pandemie und den damit verbundenen Änderungen im Ablauf, war das Projekt ein voller Erfolg. Die Frauen wurden empowert und haben erkannt, was sie leisten können und dass es nicht schwer sein muss etwas auf die Beine zu stellen.

Es wurde außerdem deutlich, dass die Bedarfe auch weiterhin bestehen, denn es gibt bereits Anfragen anderer Frauen, die ebenfalls eigene Projekte umsetzen möchten.

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